Der Sozialen Arbeit geht das Personal aus

Fachforum legt wichtige Grundlagen für Möglichkeiten kooperativ und trägerübergreifend Personal zu gewinnen, binden und bilden

Im Rahmen des Forschungsprojektes be/pe/so – Berufswege und Personalentwicklung in der Sozialwirtschaft, trafen sich am 25.4.2016 Personalverantwortliche freier Träger, Vertreter_innen von Kommunen, Dachverbänden und Politik aus ganz Sachsen, um sich über trägerübergreifendes Personalmanagement in sozialen Organisationen auszutauschen. Eingeladen hatte dazu die Hochschule Mittweida, um einen Praxis-Forschungs-Lehre-Transfer zu ermöglichen. Notwendig werden stärkere Verschränkungen, um der demografischen Entwicklung mit Fachkräftemangel, prekären Arbeitsverhältnissen, fehlendem Organisationsgrad zu begegnen, Trägervielfalt zu erhalten und Organisationen stabil aufzustellen. Die letzte Arbeitsmarktstudie zeigte, dass Sozialarbeiter_innen derzeit die meist gesuchten Fachkräfte sind. Fehlende Hilfeangebote für bedürftige Menschen sind die Folge.

Ein Blick zurück
Engagierte Menschen brachten 1990/1991 in Sachsen ihre Visionen und Wertevorstellungen in das veränderte soziale Gefüge ein. Das alles mit Herzblut und Engagement. Es entstanden vielfältige Angebote, so vielfältig wie die Bedürfnisse der Menschen.Nun, 25 Jahre später, schwingt ein kommerzieller Erbringungskontext mit. Soziale Einrichtungen treten, ob wir das gut finden oder nicht, als Konkurrenten in einer „Sozialwirtschaft“ auf. Auf dem entstandenen Markt ist die Trägervielfalt in Gefahr und damit auch das Wohl der Menschen im Mittelpunkt der Handlungen. Gleichzeitig werden aber die Anforderungen an die Menschen komplexer, die Zusammenhänge scheinen unüberschaubar. Die Angebote werden wichtiger denn je, um den sozialen Frieden zu erhalten.

Kooperation im Personalmanagement
Wenn sich Organisationen zukunftsfest gestalten, ihre Angebote aufrechterhalten wollen, müssen sie nach Wegen suchen, Personal zu gewinnen, binden und bilden, das zudem noch motiviert und bei den steigenden Anforderungen gesund bleibt. Ein Weg ist, Kooperation auch im Personalmanagement anzugehen. Einerseits ermöglicht eine solche Verbindung ein strategisches Vorgehen, andererseits sichert es in dieser Arbeitsmarktsituation Fachkräfte und ist die Chance, individuelle Lösungen zu finden und ihren Mitarbeitenden attraktive Perspektiven zu schaffen. Wie könnte ein solcher Zusammenschluss aussehen? Welche Voraussetzungen benötigt eine solche Kooperation? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Tagung. In Expertenworkshops wurden die notwendigen strukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen von möglichen Vernetzungen erarbeitet. Die Teilnehmer_innen diskutierten, welche praktischen Möglichkeiten von Trägerverbünden interessant sein könnten und welchen Einfluss dabei ein Budget haben könnte.

Gemeinsam zu arbeiten und Wege anzudenken, bedeutet den Aufbau von Vertrauen und Verlässlichkeit, trotz Interessenkonflikten und Marktorientierung. Erste Schritte, so war das Fazit, könnten geteilte Verantwortliche für Qualitätsmanagement, im IT-Bereich, der Arbeitssicherheit oder das gemeinsame Vorhalten eines Rechtsanwalts sein. Mitarbeitende, die sich nicht in immer gleichen Arbeitsabläufen wiederfinden, sondern unterschiedliche Arbeitsbereiche und Organisationen durchlaufen möchten, sind in einem Springerpool oder genossenschaftlich organisierten Arbeitgeberzusammenschlüssen glücklich. Zweckgebundene Fördermittel sowie gesetzliche Regelungen, z. B. einer Arbeitnehmerüberlassung, eröffnen Möglichkeiten und setzen Begrenzungen.

Letztendlich, so wurde festgestellt, ist der politische Gestaltungswille von öffentlichen und freien Trägern entscheidend, die sich nicht von Zuständigkeiten ausgebremst sehen. Entscheidungen und Veränderungsbestrebungen müssen über den Inhalt gelenkt werden, um den professionellen Standards gerecht zu bleiben und nicht lediglich der Entlastung von Verwaltungen und der Einsparungsbestrebungen von Kommunen zu dienen.

Weitere Informationen unter: www.bepeso.de und www.sw.hs-mittweida.de/forschung/forschungsprojekte/laufende-forschungsprojekte/berufswege-und-personalentwicklung-in-der-sozialwirtschaft.html

Die Powerpoint-Präsentationen der Referent_innen:

„Zwischen Soziosclerose und Personalentwicklung“ (PDF 1,48 mb)
Referent: Prof. Dr. rer. soc. Armin Wöhrle, Hochschule Mittweida

„Sozialraumorientierung/Sozialraumbudget „Können mit dem Instrument der Budgetierung Organisationsgrenzen überwunden werden?“ (PDF 97 kb)
Referent: Prof. Dr. habil. Gerd Drechsler, Stellvertreter des Landrates, Dezernent Jugend Soziales und Bildung des Landkreises Zwickau a. D.

„Arbeitsrechtliche, gesellschafts- bzw. kooperationsrechtliche Grundlagen“ (PDF 174 kb)
Referent: Jens Cramer, Anwalt für Arbeits- und Wirtschaftsrecht , M.A. Sozialmanagement, Beiratsmitglied AGJF, web: www.kanzleicramer.eu

„Arbeitgeberzusammenschlüsse - Instrumente und Methoden“ (PDF 177 kb)
Referentin: Dipl. Ing. Sigrid Wölfing, tamen. Entwicklungsbüro Arbeit und Umwelt GmbH Berlin, web: www.tamen.de


Im Anschluss an das Fachforum ermöglicht das Forschungsprojekt lokale Initiierungen und Unterstützungen in einzelnen Landkreisen Sachsens. Im Plenum wurden folgende Termine vereinbart:


23.11.2016 - Vogtlandkreis
24.11.2016 - Erzgebirgskreis
28.11.2016 - Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge
01.12.2016 - Landkreis Leipziger Land
07.12.2016 - Stadt Chemnitz
11.01.2017 - Landkreis Zwickau

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